›ebens‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (2024)

planus, aequus, aequalis, goth. ibns, ahd. ëpan, mhd. ëben, alts. ebhan, mnl. nnl. even, ags. efen, engl. even, altn. iafn, dän. jevn, schw. jemn; dem lat. aequus, aequalis, it. uguale, sp. igual, fr. égal verwandt, wie equus dem ἵππος, oder aqua, goth. ahva, ahd. aha in alten flusznamen affa lautet, ja man könnte ἴσος heranziehen. für unser deutsches wort habe ich wb. 1, 6. 22 eine wurzel iban af êbun gesucht, der viele wörter, namentlich alte partikeln zufallen, gerade wie wir eben auch noch partikelhaft erkennen, vgl. eben adv. und neben; doch die erste sinnliche bedeutung dieser wurzel läszt sich vielleicht entwickeln. eben und planus enthalten den begrif des flachen, vorhin wurde auch ebbe und aequor auf das flache, ruhige meer, das nicht mehr brandende (ahd. ëbanôtî meres, aequor. Graff 1, 98) bezogen; die ebbe ist eine nachlassende, sanftere bewegung als die flut und geht über in μαλακία, windstille. lat. hiesz die ans ufer kommende welle venilia, die weichende salacia und salacia mag wieder ebbe ausdrücken. in ab ist das weichende, sich lösende gelegen, in abend der weichende tag, eben scheint das glatte, ausgeglichne flache. wie also, wenn iban complanare und ibns aus dem part. ibans complanatus zu deuten wäre? das gäbe die klarste auslegung seines ableitenden N.

1)

die sinnliche vorstellung eben, πεδινός dauert noch heute fort. das ebne land ist das flache, platte im gegensatz zum gebirge; da funden sie ein eben land. 1 Mos. 11, 2; mit allem ebnen felde. Jos. 13, 16; die sinds die uber den Jordan giengen im ersten monden, da er vol war an beiden ufern, das alle gründe eben waren. 1 chron. 13, 15; ein ebner weg, einer der sich auf flachem boden erstreckt, nicht über berge und durch tiefen, aber auch ein fahrbar gemachter, eine chaussee; der weg ist schnureben, schnurgerade; ich wil fur dir her gehen und alle höcker eben machen. Es. 45, 2; einen boden so eben machen, dasz man darauf kugeln müste (kegeln könnte). Reinhard Werth. ded. 2, 184; ein eben spil, rechter tanz und gemähete wiese. Schmeller 1, 11; haareben sagt so viel als haarscharf, glatt wie ein haar; die sache ist nicht ganz eben, liegt nicht im gleichgewicht, ist nicht im reinen; seine lebensbahn war stets eben; ebner erde, zu ebner erde wohnen, unten parterre, ohne dasz man treppen zu steigen hat; alle berge eben tragen (abtragen). Schuppius 1684 s. 562;

weh unsers groszen herzenlaid!

uns ist auf dem feld als getraid

verbrent herumb im ganzen raum,

die mandel und die ölbaum,

und darzu auch die weinreben:

ist als verbrennet gleich und eben.

H. Sachs III. 1, 51ᶜ,

alles ist zu grund und boden verbrannt, dasz es nun eine frucht- und baumlose fläche bildet; die heiden werden Jerusalem den boden eben machen. Reiszner Jerus. 2, 162ᵃ. Aus ahd. in ëpan, mhd. en ëben, ags. on efen d. h. in planum gieng unsere praeposition neben hervor, unter welcher mehr davon zu sagen sein wird.

2)

da der schnurebne weg ein gerader ist, hat eben auch den sinn von rectus und par, mathematisch ausgedrückt, eben ist geradlinig, directus. eben gerade an der zal gleich, par. voc. theut. 1482 f 5ᵃ. 'eben oder uneben zu rathen' steht in Joh. Pet. Schmidt fastelabendsamlungen s. 158 als kinderspiel, das was sonst grad oder ungrad (so bei Fischart nᵒ 152), paar oder unpaar, franz. pair et impaire heiszt, lat. ludere par inpar. Horat. sat. 2. 3, 248; man sagt auch ort oder eben, engl. odd or even. Schmeller 1, 11. selten ist, sagt Lessing 10, 175, ein hoher springer ein guter ebner tänzer; meint er einen der sich gerad hält?

was ist mein armes leben,

beim sanct Apoll!

wenn ich so steif und eben

eindunsen soll?

Overbeck ged. 79;

sei mein retter, halt mich eben (aufrecht),

wenn ich sinke, sei mein stab.

P. Gerhard 30, 10;

das ich mein oren spitzt so eben,

als wöll man mir ein eefrow geben.

Murner geuchm. 6.

d. i. so gerade auf in die höhe reckte.

3)

unter den abstracten bedeutungen will ich die von satis magnus, ziemlich grosz, ziemlich voranstellen: es müste mir aber ein eben stedlin sein, das zwölf oder fünfzehen deudsche meilen in der ringmauer hette. Luther 3, 216;

da warn vil hund, die in anzannten,

im zuletst den korb entrissen,

denn ir war sunst ein ebner stosz (ziemlicher haufe)

und waren im auch viel zu grosz.

B. Waldis 3, 89;

ist nit mehr denn ein ebner steinworf.

3, 92;

bracht ein stück fleisch, war eben grosz.

4, 49;

er blieb bestehn, die magd ansach

ein ebne weil, darnach er sprach.

4, 67;

ein ebne weil daselben sasz.

4, 75.

ziemlich lange, eine gute weile, wie wir heute sagen.

4)

hieran reiht sich der noch häufigere sinn von aptus, conveniens, par. mhd.

unz er ze rosse wart eben.

Pilatus 169,

geschickt ein pferd zu besteigen, einem pferde gewachsen war. nhd. es sei denn zeit und eben (passend). Luther 3, 19;

ein kranz sol sie mir machen

aus rechtem wolgemuͦt,

den solt du machen eben (zierlich, passend).

bergreien 38;

nein, es ist gar recht und eben.

Logau 2, 43, 57;

meistens aber mit beigefügtem dativ der person, in der meinung von ist mir recht gelegen, gefällt mir, franz. me convient:

es komt mir gar uneben.

Hätzlerin 46ᵃ;

eh dasz der vater kam ins grab,

dem sohn ein reiche frauen gab,

dem ritter wars nit eben.

Haupt 6, 60;

singer, du hast mir ein frag aufgeben,

die gfellt mir wol und ist mir eben.

Uhland 11;

er ist der Metzen eben.

340;

dein alt groschen sein mir eben.

fastn. sp. 110, 23;

'darumb gib mir dein tochterlein'.

'sie ist dir eben, das wil ich jehen'.

111, 26;

mach mir das gut und darzu eben.

192, 22;

drumb ist er dir und deinem sun eben.

515, 21;

ein fursprech sei euch hie erlaupt,

der euch auch tüglich sei und eben.

704, 21;

ein solcher dienst wer mir auch eben.

732, 29;

so wil ich zwen lang tutten her schwingen,

die wil ich noch heur eim schefer geben,

die werden im zu zwainen sackpfeifen eben.

738, 33;

so waisz ich ain, der mir ist eben.

750, 19;

gond ir ouch selber zu dem pflug,

lugend welcher üch sig eben.

Körner volksl. 60;

die stadt soltens ufgeben,

es war ine noch nit eben.

Soltau 414;

ieder redt was im eben ist.

Brant narrensch. 110, 20;

ein priester soll führen ein englisch leben,

so wird er gott und der welt eben.

(presbyter angelicam dignetur ducere vitam,

sic erit acceptus plebibus atque deo).

Gartneri dict. prov. 98ᵃ;

es ist mir noch nit eben.

H. Sachs I, 525ᵃ;

'her wirt, wolt ir uns herbrig geben?'

'habt ir geld, so seid ir eben'.

III. 1, 238ᵇ;

da kumbt des königs ochsenhirt,

der zu dem handel eben wirt.

III. 2, 224ᵇ;

'den wil ich zu eim man euch geben'.

'nein, nein, mein jüngling ist mir eben'.

III. 3, 52ᵈ;

und also lange der den ätheim im buiche hette, so mag er das sine verkeufen, versetzen, versleifen ader dragen sunder imands indrag war ime eben ist. weisth. 1, 604; dede er abir den merkern nit recht und ebin (gefiele ihnen nicht was er thäte), sie mochten einen andern setzen. 1, 513; nim was dir eben ist. Fortunatus 7ᵇ; gedacht, er möcht kein ursach haben, die ihm als eben wer als diese. buch d. liebe 87ᵇ; es ist dir nu wol gelegen und eben, und uns zeit, das du selbs komest, denn gott gibt nicht gnade, es sei denn zeit und im eben. Luther 1, 37ᵇ; auch möcht man auserwelet brot verstehen, das es ein sonderlich, eigen, und allein uns gottes kindern eben und geben. 1, 80ᵃ; es musz aber ein bischof sein ein unstreflich man, der nur ein weib habe, wacker, sittig, züchtig, gern herbergen, gern predigen, nicht ein weinseufer, nicht ein schelter, nicht schendlichs geniesz süchtig, sondern iederman eben, unstreitig, nicht geizig. 2, 122ᵃ, frei nach Titus 1, 7 wozu man Luthers genaue verdeutschung halte; darumb sagt Paulus, schicket euch in die zeit und macht euch eben iedermann. 4, 128ᵇ, auch dies stimmt nicht ganz zu Röm. 12, 11; ist euch solcher mein rat nicht eben. 8, 95ᵃ; itzund wolt ir, so mirs nicht eben ist. Luthers br. 5, 257; das ist auch dem nehesten eben. Mich. Neander bed. 36ᵇ; das war aber jenem nicht eben. Kirchhof wendunm. 104ᵇ; ihr möget freien wen ir wolt, wann es mir wird eben und gelegen sein, so wil ich auch freien. Melander jocos. 2 nᵒ 474; es würde ihnen kaum eben sein, wenn sie ihre güter und bequemlichkeiten verlassen solten. Scriver seelensch. 1, 456;

ich was meim herren ein eben man,

da ich die schelmenstück hat than.

Murners schelmenz. 17ᵇ;

dem mehrer theil war solchs nicht eben.

Er. Alberus 68;

ja wol, es ist mir noch nicht eben.

161ᵇ;

den gänsen gehört haberstro,

ein wolf ist ihn zum predger eben,

bringt sie zuletzt umb leib und leben.

ganskönig 8ᵇ;

bier zu saufen sei in nicht eben.

Ayrer fastn. 103ᵃ;

es sei uns ganz und gar nicht eben,

dasz wir ihm unser tochter geben.

209ᵃ;

den beiden buhlern war disz spiel gerecht und eben,

sie konten ihre lieb hier zu verstehen geben.

Werders Ar. 7. 21, 5;

Fannia meint, hurenleben

sei ihr mehr als ehstand eben.

Logau 1, 82, 34;

Dulcicola liebt ihren mann, denkt nicht nach ihm zu leben,

zu sterben endlich unter ihm, nicht vor ihm, wär ihr eben.

2, 90, 62;

jungfern, wann man euch soll kaufen, müst ihr geld zugeben,

die nichts zugibt bleibt wol sitzen, ist niemanden eben.

3, 26, 15;

Euclio fand in der bibel, gebet so wird euch gegeben.

wird gegeben, war ihm lieblich, gebet, war ihm gar nicht eben.

3, 141, 25;

in dem leben wohnet sterben, in dem sterben wohnet leben,

lasse dir das sterben lieben, du dem leben nur ist eben.

3, 236, 104;

salz im tode, salz im leben

ist dem hering immer eben.

3, 250, 180.

5)

par, aequus wird unmittelbar aequalis, ἴσος, schon die Gothen, während ihnen das starke ibns πεδινός ausdrückte, setzten das schwache ibna für ἴσος, eben entspricht also der bedeutung von gleich, und was wir heute die gleiche sache, dieselbe, die nemliche nennen, hiesz ehmals auch die ebne, so wie der ebne boden auch der gleiche ist. ebensoviel sagt was gleichviel.

das wirt mir ein ebne sach.

Theuerd. 34, 11;

so nimpt ers für ein eben sach.

Murner luth. narr 3399;

o das ist mir ein eben ding.

3979,

entweder gleichviel, einerlei oder auch mit dem nebensinn des eignen, seltsamen, wie Chr. Weise sich ausdrückt: allein es ist eine ebene sache mit ihm gewesen. kl. leute 48; er ist darin sehr eben = genau, eigensinnig (s. Frisch 1, 213ᶜ). dieser schriftsteller hat öfter: ein eben thun für einerlei: mit holzungen ists auch ein eben thun (nicht anders). erzn. 94; es ist ein eben thun um die furcht und um die freude. 371; um den groszsprecher. 398; ein eben thun mit narrenspossen. freim. redn. 838. Luther sagt: sie haben auch sprüche der schrift mit der vernunft irem sinn eben gemacht (ausgeglichen). 3, 459; hette in gott nicht so eben (gleich) abmalen lassen. 4, 43ᵃ; weil er im lande sitzet musz er sich inen eben machen. 4, 117ᵃ; auf ebene (gleiche) weis. Fischart ehz. 37. eben machen, verebnen drückt auch aus bezahlen, jetzt sind wir eben = quitt, einander nichts mehr schuldig.

meinstu, dasz dem christenleben

beides ähnlich sei und eben?

Logau 1, 185, 74,

wo doch eben sowol gleich als angemessen, schicklich bedeuten könnte. wenn es späterhin bei Kant heiszt: einen gedanken klar und eben machen. 8, 98; sich den vorwurf seiner betrachtung klar und eben machen. 8, 14 meint das verebnen, ausgleichen, klar und plan machen. der ehrliche ebene mann bei Göthe 33, 85 soll doch einen einfachen, schlichten bezeichnen? viele der nachher folgenden zusammensetzungen mit eben haben den sinn von gleich. s. uneben, nicht uneben.Von allen erörterten bedeutungen dauert heute nur die erste und letzte fort, die zweite, dritte und vierte sind erloschen.

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